Man liest es derzeit immer wieder, die Welt ist in einer Krise – nicht nur in der Klimakrise, die Pandemie oder mit den schrecklichen Kriegen weltweit, sondern wir schlittern geradewegs in eine Rezession. Viele Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter entlassen und manch einer landet damit natürlich direkt in die nächste Krise, in eine persönliche Lebens- und Finanzkrise. Auf der anderen Seite gibt es immer mehr, gerade junge Leute, denen genau das, nämlich der Verlust des Jobs und damit verbunden der Verlust des eigenen Einkommens, kaum etwas ausmacht. Viele junge Leute haben sich dem Frugalismus hingegeben und sind dadurch auch mental vor einer solchen persönlichen Krise meist besser gewappnet als anderer.
Was bedeutet denn Frugalismus eigentlich?
Frugalismus ist eine Lebensweise, die im Kern darauf ausgelegt ist, möglichst wenig Geld oder Ressourcen auszugeben. Dies kann durch das Vermeiden von unnötigen Ausgaben, das Sparen von Geld und das Nutzen von kostenlosen Angeboten erreicht werden. Dabei geht es nicht um Verzicht und Armut, sondern um eine bewusste Entscheidung. Alles mit dem Ziel, seine Ausgaben zu optimieren und sich auf das zu konzentrieren was wirklich wichtig ist. Frugalisten lassen sich darüber hinaus meist noch in zwei Untergruppen aufteilen: die, die sich darauf konzentrieren ihre finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen und frühzeitig aus einem Angestelltenverhältnis auszubrechen. Die andere Gruppe konzentriert sich darauf, ihren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern und möglichst die Natur und Umwelt so wenig wie möglich zu belasten.
Frugalismus ist also eine Lebensphilosophie, die darauf abzielt, mit weniger zufrieden zu sein und die Mittel, die man hat, so sinnvoll wie möglich einzusetzen. Wir wollen uns in unserem heutigen Blog einmal die finanzielle Seite genauer anschauen und uns mit der Frage beschäftigen, ob der Frugalismus für junge Menschen lohnenswert ist. Provokativ gefragt also, ist es erstrebenswert mit 30 finanziell frei zu sein oder sollte man doch lieber leben?
Willst Du mit 30 finanziell frei zu sein oder sollte man doch lieber leben?
Eine Person, die diese Philosophie des finanziellen Frugalismus perfekt verkörpert, ist der berühmte Investor und Milliardär Warren Buffett. Buffett hat sich einen Ruf dafür aufgebaut, frugal zu leben und sein Geld sehr weise zu investieren. Trotz seines unglaublichen Reichtums lebt er immer noch in dem Haus, das er vor über 50 Jahren für 31.500 US-Dollar gekauft hat. Er fährt privat auch einen alten Wagen und trägt gewöhnliche Kleidung. Und übrigens, ganz viele Millionäre und Milliardäre würde man auf der Straße gar nicht erkennen, denn die meisten protzen nicht mit ihren Klamotten sondern sind eben sehr bescheiden.
Buffett hat oft gesagt, dass er nicht glaubt, dass Geld für Glück notwendig ist. Er betont stattdessen die Wichtigkeit, sinnvolle Dinge mit seinem Geld zu tun. Er lässt sich nicht von materiellen Dingen beeindrucken und investiert bevorzugt in Dinge, die er versteht und die ihm Freude bereiten.
Ein Beispiel dafür ist, dass er und sein Geschäftspartner, Charlie Munger, beschlossen haben, ihre Gewinne aus Berkshire Hathaway, dem Unternehmen, das sie leiten, in philanthropische Projekte zu investieren. Sie haben angekündigt, dass sie 99% ihres Vermögens an wohltätige Zwecke spenden werden, und haben bereits Milliarden von Dollar an Organisationen wie die Bill & Melinda Gates Foundation und die Susan Thompson Buffett Foundation gespendet.
Buffett verkörpert auch die Idee, dass man sich nicht von der Meinung anderer beeinflussen lassen sollte. Er hat oft gesagt, dass er nicht darauf achtet, was andere Leute denken oder tun, sondern dass er seine eigene Meinung hat und sich an dieser orientiert. Er hat auch betont, dass es wichtig ist, seine eigenen Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen, anstatt sich ständig von anderen beeinflussen zu lassen.
Insgesamt zeigt die Geschichte von Warren Buffett, dass Frugalismus nicht bedeutet, arm zu sein oder auf Annehmlichkeiten zu verzichten. Es geht darum, sinnvoll mit seinen Mitteln umzugehen und das Leben nicht auf materiellen Dingen auszurichten.
Wer sparsam und bescheiden lebt, hat in jeder Hinsicht mehr Freiheit.
Mahatma Gandhi
Frugalismus versus Verschwendungssucht
Denn das Gegenteil eines frugalen Lebensstils wäre ein Lebensstil, der gekennzeichnet ist durch unbedachte Ausgaben, Verschwendung von Geld und mangelnde Kontrolle über die Finanzen. Jemand der nur seine Reichtümer zu Schau stellen muss, der ständig die neuesten Dinge besitzen und zeigen muss und damit rumprahlt. Das Gegenteil von Frugalismus ist also die Verschwendungssucht.
Und manch junger Menschen tappt genau in diese Verschwendungs-Falle, denn die Merkmale dieses Lebensstils sind dann zum Beispiel:
- Häufiges Kaufen von teuren Produkten, die nicht unbedingt benötigt werden
- ständiges Essen gehen und nicht selber kochen
- Unbedachtes Ausgeben von Geld, ohne einen Überblick über seine Einnahmen (also sein Budget) zu haben
- Kaufen von unnötigen Dingen, wie beispielsweise teure Markenkleidung oder Technologie
- Mangelndes Sparen von Geld oder Investieren in die Zukunft
- Schulden machen für Luxusgüter
Kurzum, das Leben einer Eintagsfliege also – was kümmert mich das Morgen.
Und, hast Du dich dabei ertappt? Hast du die Beispiele oben bei Dir erkannt?
Aber ich stell hier keinen an den Pranger, es geht nicht um Verurteilung und jeder hat ja seine eigenen Prioritäten und Wünsche. Ich möchte jetzt auch nicht als ein Prediger für Frugalismus auftreten, denn ein nicht-frugaler Lebensstil muss auch nicht unbedingt unglücklich machen. Denn klar, den neuesten Sch… zu haben, macht gewiss erstmal glücklich.
Es geht mir darum, dass man sich auch einmal einen Spiegel vor Augen hält und das Bewusstsein schärft. Dass man sich öfters auch mal wieder auf das konzentriert, was wirklich wichtig ist.
Würde ich jetzt aber gleich jedem Teenager oder jungen Menschen empfehlen frugal zu leben? Nein, natürlich nicht – aber ich denke, dass es gerade für die jungen Leute wichtig ist, frühzeitig über Finanzen und Sparen nachzudenken. Je früher man lernt mit Finanzen umzugehen und gute Gewohnheiten aufzubauen, desto besser. Und alleine schon zu wissen, was Frugalismus ist, ist also eine gute Sache. Wenn man eine frugale Lebensweise ein bisschen in den Alltag einbauen kann, kann es sehr gut dabei helfen, Gewohnheiten zu entwickeln und eine gewisse Finanzsicherheit und Unabhängigkeit im Erwachsenenalter zu erreichen.
Und natürlich, einige Aspekte des Frugalismus, wie das Sparen von Geld, das Vermeiden von unnötigen Ausgaben und das Nutzen von kostenlosen Ressourcen, sind gerade in Krisenzeiten ziemlich wichtig. Und wenn man weiss, wie man ein Budget erstellt und seine Ausgaben im Auge behält, ist das auch notwendig wenn man eben nur über ein kleines Einkommen oder Taschengeld verfügt.
Dabei ist es nochmal wichtig zu beachten, dass eine frugale Lebensweise nicht bedeutet, dass man sich alles verkneifen muss. Es geht um eine Balance aber es ist natürlich auch in Ordnung, Geld für Dinge auszugeben, die einem wirklich wichtig sind.
Und nun… mit 30 finanziell frei gewesen?
Wenn ich zurückblicke, wäre ich lieber mit 30 finanziell frei gewesen oder bin ich froh, dass ich mir auch was gegönnt habe? Ich persönlich glaube, dass es, dass finanzielle Freiheit und das Leben eine Frage der Perspektive ist und es nicht unbedingt eine Entweder-oder-Entscheidung sein muss. Finanzielle Freiheit kann dir die Möglichkeit geben, die Dinge zu tun, die im Leben wichtig sind, ohne sich Sorgen um Geld machen zu müssen. Aber das Leben an sich ist trotzdem dafür da, Erfahrungen und Erlebnisse zu sammeln.
Ich bin froh dass ich in meinen Zwanzigern Reisen gemacht habe, dass ich bei meinen Eltern ausgezogen bin in eine eigene Mietwohnung, dass ich ein Auto hatte um dorthin zu fahren, wo ich wollte. Natürlich hat das alles auch viel Geld gekostet und ich hätte das Ganze auch sparen können. Ich hätte bei meinen Eltern bleiben können, ich hätte mit dem Fahrrad fahren können anstatt mit dem Auto, ich hätte auf Reisen verzichten können.
Aber ich habe für mich einen Weg gefunden, dass ich zumindest von Anfang an, also vom ersten Tag meines selbstverdienten Einkommens (bereits als Teenager) immer etwas gespart und zum Investieren zur Seite gelegt habe. Klar, damit konnte ich dann natürlich auch nicht mit 30 meinen Job an den Nagel hängen, sondern musste natürlich weiterarbeiten. Aber wenn einem die eigene Arbeit auch viel Spaß macht, dann ist das ja keine Bestrafung.
Ich habe aber auch höchsten Respekt vor denen, die sich dafür entscheiden, früh in Rente zu gehen. Die dann ihre Zeit damit verbringen, die Welt zu bereisen und Hobbys zu verfolgen. Andere entscheiden sich dafür, ihren Job oder ihre Karriere aufzugeben, um sich auf soziale oder gemeinnützige Projekte zu konzentrieren.
Nope… und trotzdem happy…
Am Ende hängt es von deinen persönlichen Werten und Zielen ab, welche Entscheidung du triffst und es gibt keine allgemeine „richtige“ Entscheidung – es gibt nur die eine für DICH richtige Entscheidung.
Wenn mich jemand fragen würde, dann würde ich dennoch eine komplett frugale Lebensweise nicht empfehlen – es wäre für mich eine zu große Einschränkung. Aber ich würde jedem immer wieder empfehlen, sich mit seinen Finanzen zu beschäftigen und bescheiden zu bleiben. Sein Leben zu leben und zu wissen, was einem wirklich wichtig ist und welche Werte wirklich wichtig sind, dass wäre mir tausendmal wichtiger. Denn zu protzen und die teuersten Dinge zu besitzen, das macht am Ende bestimmt nicht langfristig glücklich.
Wie siehst Du das? Willst du auch mit 30 finanziell frei sein oder lieber leben? Ich bin gespannt…
Auf jeden Fall denke an die weisen Worte von Benjamin Franklin:
Eine Person, die sparsam lebt, hat immer genug, um das zu tun, was sie will.
Benjamin Franklin